Der Geschäftsführer des Mitveranstalters, der TÜV SÜD Industrie Service GmbH, Ferdinand Neuwieser, spannte bereits in seiner Begrüßungsrede einen weiten Bogen über die technischen und technologischen Entwicklungen der letzten 50 Jahre, vom Kernspintomografen, Handys, Barcodes, Digitalfotografie, GPS, Internet bis hin zur Energiewende und zur Decarbonisierung.
Diese große Zeitspanne schlägt sich auch im diesjährigen Jubiläum der Sondertagung wieder: Jochen Mußmann umriss als Referent für Werkstoffe und Schweißen, Forschung und Normung des Fachverbands Anlagenbau FDBR e. V. in seinem Erfahrungsbericht 100 Jahre Schweißerprüfung – 10 Jahre ISO 9606-01. Georg Wimmer von der Linde GmbH, Werk Schalchen in Tacherting, berichtete aus der Sicht und den Erfahrungen eines Herstellers über spannende 30 Jahre Behälterbau.
50 Jahre Sondertagung „Schweißen im Anlagen- und Behälterbau“ will heißen 50 Jahre Wissenstransfer neuester Fachinformationen und Erfahrungsaustausch! Das dies offenbar in diesem Jahr wieder gut gelungen ist, wurde von dem neuen IIW-Präsidenten, Sorin Keller, in seiner Begrüßungsrede betont; er lobte die Sondertagung als „beste Veranstaltung dieser Art“ im deutschsprachigen Raum.
Die vier Veranstaltungstage waren von zahlreichen, praxisbezogenen Beiträgen aus den Bereichen Regelwerke und Qualitätssicherung, Werkstoffe, Prüfung und Verfahren sowie Fertigung und Anwendung geprägt. Allem vorangestellt war wie gewohnt die Basis-Info am Dienstagnachmittag. Sie befasste sich in diesem Jahr mit dem Thema Vorwärmen, Flammrichten und Tiefeninduktion. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden Sinn und Zweck des Vorwärmens nähergebracht und dabei Einblicke in das Vorwärmen unterschiedlicher Stähle und Nichteisenmetalle gewährt. Der erste Vortrag über das Flammrichten befasste sich mit dem Grundlagenwissen und zeigte auf, dass dieses altbewährte Verfahren nach wie vor hochaktuell ist. Es wurde Fragestellungen nachgegangen, wie: "Welche Grundprinzipien des Flammrichtens gibt es? Welche Wärmefiguren können in Erscheinung treten? Wie lässt sich Verzug korrigieren?", um nur einige zu nennen. Das Ganze wurde durch Praxisbeispiele abgerundet. Der Schwerpunkt des zweiten Beitrags zu dieser Fertigungstechnik befasste sich mit dem Flammrichten von hochfesten, vergüteten Baustählen der Güten S960 QL und S1100 QL: Was ist möglich und wie gut ist der Richterfolg.
Hochspannend und abwechslungsreich gestaltete sich auch der Thementag Regelwerke und Qualitätssicherung, der sich den Anforderungen an den neuen britischen Markt im Hinblick auf Rechtsvorschriften, Standards – wie der Stand der Rohrleitungsnorm EN 13480 – oder Kennzeichnung von Produkten widmete.
In der Sparte Werkstoffe, Prüfung und Verfahren beleuchtete der Beitrag Wissenswertes über Optimierungspotenziale bei der Auswahl von Draht-/Schutzgas-Kombinationen beim MAG-Schweißen unlegierter Stähle im Hinblick auf anwendungsspezifische Anforderungen in der Praxis eingehend das Wesentliche für die Auswahl von Schutzgas/Draht-Kombinationen zum MAG-Schweißen. Hierbei wurden die Möglichkeiten der bestehenden Auswahl in Abhängigkeit der Anwendung und der individuellen Anforderungen auf den Prüfstand gestellt.
Den Abschluss der Tagung bildeten am Freitag Vorträge aus der Fertigung und Anwendung, wie z. B. über das MSG-Schweißen:Innovation in einem konservativen Umfeld – Wie können Anwender unter Berücksichtigung enger Normen und Richtlinien wirtschaftliche Vorteile generieren? Hierbei wurde auf das konservative Schweißumfeld, die anwenderbezogenen, an konkreten Praxisbeispielen aufgezeigten Herausforderungen, die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Branchen und Verbänden sowie die Ausbildung eingegangen. Letztere wurde anhand eines von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) geförderten Projektes in Marokko dargestellt.
Parallel zu den Vorträgen mit Bezug auf den Jubiläumscharakter dieser Veranstaltung wurde die 50. Sondertagung auch durch eine besonders festlich gestaltete Abendveranstaltung honoriert. Im feierlichen Rahmen des Künstlerhauses konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Jahr bei stilvoller Musik und allseits gelobtem drei-gängigen Abendmenü weiter austauschen und ihre fachlichen Diskussionen vertiefen.
Die Tagung geht auf eine Kooperation der GSI mbH, NL SLV München, der TÜV Süd Industrie Service GmbH und dem DVS e. V. – Landesverband Bayern sowie Bezirksverband München – zurück.
Die 51. Sondertagung findet vom 28. Februar bis 03. März 2023 statt.
Ansprechpartner Organisation: Dipl.-Ing. (FH) Inge Andratschke